Aktuelle Zahlen der Statistik Austria belegen, dass mehr als 90 % der Personen im Altersbereich von 16 bis 44 Jahren Internet mobil nutzen. In der Gruppe von 45 bis 54 Jahren sind es 4 von 5 und in der Gruppe von 55 bis 64 immer noch 2 von 3. Damit wäre grundsätzlich eine breite Basis vorhanden, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern E-Learning erfolgreich anbieten zu können.
Gründe für die Umwandlung von Schulungen
Für die Umwandlung von Präsenzschulungen in E-Learning Kurse gibt es zahlreiche gute Gründe. Das sind beispielsweise
Zugänglichkeit
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können auf die Lernmaterialien jederzeit und von jedem Ort aus zugreifen.
Effizienz
Die Entwicklung eines Kurses erfolgt einmalig. Änderungen oder Erweiterungen erfolgen digital und können damit leicht verteilt werden. Die Kosten für Lehrende vermindern sich – nach Kurserstellung ist sie oder er verstärkt in der Rolle der Moderatorin oder des Moderators, sofern vorgesehen. Werden Kurse nicht In-House abgehalten, entfallen auch hohe Reisekosten.
Umweltfreundlichkeit
Der Aufwand für Material wie Ausdrucke (Papier, Toner, Tinte …) reduzieren sind erheblich oder gänzlich. Schadstoffemissionen durch vermiedene Reisen reduzieren sich ebenfalls.
Effektivität
Jede reale Präsenzstunde nimmt in Form von E-Learning nur etwa die Hälfte der Zeit in Anspruch. Die Kursteilnehmenden können die Schulungs- oder Weiterbildungsmaßnahmen in geringer Zeit absolvieren und müssen weit weniger produktive Arbeitszeit aufwenden.
Analysen der Inhalte
Im allerersten Analyseschritt ist die Prüfung unerlässlich, ob die vorhandenen Inhalte überhaupt sinnvoll in digitale Inhalte umgesetzt werden können. Nicht alle Themen eignen sich für eine Umsetzung. Sind nur Teile geeignet, sollte über ein Blended Learning Setting nachgedacht werden. Wichtige Teile werden bei diesem Format im Rahmen des Schulungs- oder Weiterbildungsprozesses als Präsenzveranstaltungen vermittelt.
Kann der bisherige Präsenzkurs digital umgesetzt werden, sollten vor der Umsetzung noch die folgenden Punkte geklärt und gegebenenfalls aktualisiert werden.
Zielgruppenanalyse
Hat sich die Zusammensetzung der zu Schulenden seit der Ersterstellung des Kurses gerändert? Ist ausreichend Medienkompetenz vorhanden?
Inhalte
- Was lernt die Gruppe
- Schützenswerte Inhalte?
- Einfache Lernprogramme oder Präsenzschulungen?
- …
Lernziele
Formulierung der Inhalte auf Qualitätsebene und Handlungsebene, die nach dem Kurs erlernt und verstanden sein sollen. Zu welchen neuen Erkenntnissen, Erfahrungen, Arbeitstechniken…, sollen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geführt werden?
Kursorganisation
Klärung von zeitlichen Ressourcen, Benutzerverwaltung, Zugang …
Wie soll das E-Learning in die betriebliche Ausbildung eingebettet werden?
Aktivitäten und Abschlüsse
Welche Aktivitäten und Medien sind für die Erlangung der definierten Kompetenzen sinnvoll? Welche Tests und Schulungsabschlüsse (Zertifikate) sollen eingesetzt werden?
Umsetzung der Analysen
Der umzusetzende Präsenzkurs muss bestimmten qualitativen Maßstäben entsprechen. Unter anderem muss ein didaktisch passendes Konzept vorliegen, die Lernziele müssen genau definiert sein und die zu schulenden Inhalte müssen in strukturierter Form vorliegen. Selbst beim Vorliegen aller Qualitätskriterien sind für die Umsetzung noch Arbeiten bezüglich didaktisch orientierter Designarbeiten oder die Anpassung von Präsenzaktivitäten in E-Learning Aktivitäten sowie passende Prüfungs- oder Abschlussaufgaben notwendig.
Sind diese Analyseschritte absolviert, kann mit der Umsetzung des E-Learning Kurses nach klassischen Methoden (ADDIE – Analysis, Design, Development, Implementation, Evaluation) oder agilen Methoden (SAM – Successive Approximation Model, LLAMA – Lot Like Agile Methods Approach) begonnen werden. Die Umsetzung von Präsenzschulungen nach E-Learning erfolgt prinzipiell nach einem klaren Prozess. Wie viel Arbeits- und Analyseaufwand erforderlich ist, hängt primär von der Qualität der vorhandenen Schulungsunterlagen ab. Ist die Qualität sehr gering, muss sinnvoller Weise mit den Analysearbeiten von vorne begonnen werden um qualitativ hochwertige E-Learning Kurse gestalten zu können.
Kriterien für nachhaltiges E-Learning
Für umgesetzte E-Learning Kurse gelten klarerweise die gleichen Kriterien wie für vollständig neu erstellte Kurse um nachhaltig erfolgreich zu sein:
- Sorgfältige Konzeption und Vorbereitung der Inhalte
- Sofern Videosequenzen eingefügt werden, müssen kreative Formate vorhanden sein um die Spannung und Motivation aufrecht zu erhalten
- Die E-Learning Plattform muss raschen Zugriff auf die Inhalte ermöglichen
- Das Instructional und didaktische Design muss herausfordernd sein und neugierig machen um Lernen anzuregen.
E-Learning kann nicht alle Lernsituation ersetzen bzw. oft nur mit hohem Aufwand. Eine Kostenoptimierung ist allerdings stets möglich, wenn damit großer Nutzen verbunden ist.
Quellen
Statistik Austria – IKT-Einsatz in Haushalten 2017
Glanninger, P. (2010). Systemisches E-Learning : ein theoretisches Modell für die Gestaltung offener Wissenssysteme. Frankfurt am Main : Wien: Lang.
Brockerhoff, M. (Dezember 2017). Learning Management Systeme – Wie Sie ein LMS erfolgreich einführen! (F. Siepmann, Hrsg.) eLearning, S. 6-15.